Frage & Antwort mit Ian Hodgson, dem Autor von Great Garden Design

Pflanzenfreude.de befragt den Autor und Garten-Guru Ian Hodgson

Wie sind Sie zum ersten Mal mit Gartendesign in Berührung gekommen?

Zu meinem 18. Geburtstag erhielt ich als Geschenk 'The Small Garden', ein Buch von John Brookes. Damit hat sich mir eine neue Welt eröffnet. Seitdem wollt ich auch selbst Gärten entwerfen. Während meiner Ausbildung in den Kew Gardens habe ich dazu an einem besonderen Lehrgang teilgenommen. Und der hat mir damals sehr gut gefallen. Das war in den 80er Jahren, als die professionelle Gartengestaltung noch nicht so weit entwickelt war wie heute. Man konnte sich auch noch nicht darauf spezialisieren, darum habe ich eine Ausbildung zum Landschaftsarchitekten gemacht. Aber mein Interesse galt eigentlich den Gärten.

Wie beginnen Sie mit dem Entwurf, wenn Sie einen Garten völlig neu gestalten?

Wenn man für jemand anderen einen Entwurf macht, muss man eine klare Idee vor Augen haben, was sich die Kunden für diesen Ort wirklich wünschen, wie sie ihn nutzen wollen und wieviel sie dafür ausgeben möchten. Man muss auch wissen, ob sie selbst die Pflege ihres Gartens übernehmen oder ob sich jemand anderer darum kümmern wird. So viele Gärten bleiben auf der Strecke, weil sie nicht auf die richtige Art und Weise gepflegt werden, um den Grundgedanken der ursprünglichen Planung und einen entsprechenden Standard zu erhalten. Der Basisplan sollte einfach sein und die Umgebung so gut wie möglich räumlich einbeziehen, indem man den Garten in einzelnen Etappen aufbaut. Es ist immer eine gute Idee, erst einen Lageplan zu machen, in den man seine Ideen skizziert, bis man sich schließlich dem annähert, was den erwünschten Effekt hat. 

Great Garden Design Mooiwatplantendoen.nl

Was hat Sie beim Entwurf ihres eigenen Gartens inspiriert?

Mein eigener Garten ist von nichts Besonderem inspiriert. Es ist ein langer schmaler Stadtgarten von plus minus 40 × 7 m, den ich in fünf miteinander verbundene Segmente aufgeteilt habe, jedes mit einem eigenen Charakter. Jedes einzelne gibt ein eigenes Bild ab, mit einer besonderen Perspektive, wodurch man nicht alles auf einmal sehen kann. So gibt es einen winterfesten „subtropischen" Garten, mit großen Blättern und üppigen Blüten rund um die Hauptterrasse, der dem Raum hinter dem Haus Atmosphäre verleiht und einen geometrisch angelegten Garten mit Beeten, in den Farbthemen Blau, Weiß und Hellgelb, an der Vorderseite eines Gartenhäuschens. An der anderen Seite liegt ein moderner „grasiger" Landhausgarten in kupfer- und bronzefarbenen Tönen mit einem natürlichen, durch Regenwasser gespeisten Teich. Dieser führt in einen Kräutergarten mit einem Gewächshaus und am Ende befindet sich eine „wilde” Ligusterhecke rund um den Hühnerstall.

Welche Tipps können Sie Menschen geben, die ihren Garten umgestalten möchten?

Haben Sie Geduld. Versuchen Sie nicht alles an einem Wochenende zu machen, nach einem Besuch im Gartencenter. Denken Sie gut darüber nach, was Sie erreichen möchten, was die wichtigsten Elemente in Ihrem Entwurf sein sollen. Und versuchen Sie, sich ein Bild davon zu machen, wie es als Ganzes aussehen wird. Dies gelingt Ihnen indem Sie:  

  • Ein Moodboard zusammenstellen. Nehmen Sie eine große Pinnwand und stellen Sie darauf alles zusammen, was Sie im Garten haben möchten. Dinge wie einen Teich, die Strukturen und Gebäude darin, Pflanzen und Farben. Als Material können Sie Seiten nehmen, die Sie aus Zeitschriften herausgerissen haben, oder Fotos, Stoffmuster und andere Materialien. So können Sie sehen, ob und wie sich alles miteinander kombinieren lässt und rechnen Sie sich dann aus, was es Sie kosten wird. Lassen Sie es ein paar Wochen auf sich wirken und passen Sie es zwischendurch immer wieder an, bis Sie mit Ihrer Vorgehensweise ganz zufrieden sind.
  • Blättern Sie Bücher über das Anlegen von Gärten durch und nehmen Sie ein paar Handbücher mit Ideen und Inspirationen von anderen  dazu. Auch die besten Gestalter sind manchmal durch die Neuinterpretation einer vorhandenen Idee auf etwas ganz Außergewöhnliches gestoßen. 
  • Machen Sie sich einen einfachen Plan von Ihrer Idee und zeichnen Sie alle Teile ein, die Sie erhalten wollen. Denken Sie auch an Höhenunterschiede: Das Gesamtgefälle und Vorsprünge eignen sich zum Beispiel, um Terrassen und Stufen anzulegen, mit denen man Räume ebenso gut definieren kann wie mit einem Lattenzaun.     
  • Entsorgen Sie nie übriggebliebene Erde, wenn Sie etwas abgeschlossen haben. Sie können diese an anderer Stelle bestimmt noch gut gebrauchen! 
  • Halten Sie es einfach, indem Sie alle Elemente in unauffälligen Etappen aufbauen, vom Anlegen eines Weges, über das Pflanzen bis hin zum Setzen besonderer Akzente. Überzeugen Sie sich davon, dass die verschiedenen Materialien gut zueinander passen. Die Kombination von zu vielen verschiedenen, sichtbar bearbeiteten Materialien sorgt für Unruhe und den Eindruck über das Ziel hinaus geschossen zu sein.  
  • Denken Sie daran, dass Ihr Garten dreidimensional ist. Schaffen Sie also verschiedene Räume, die miteinander verbunden sind, um die zur Verfügung stehende Umgebung optimal einzubinden. Kontrollieren Sie die verschiedenen Blicke, die der Garten bietet und legen Sie die Sichtachsen bewusst fest. Ziehen Sie dabei vielleicht sogar die Aussicht auf Punkte außerhalb Ihres Gartens mit ein. Nutzen Sie zur Gestaltung von Räumen auch Hecken, Lattenzäune oder die Bepflanzung. Dadurch wird Ihr Garten viel größer wirken, als er tatsächlich ist.  

Great Garden Design

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?

Von überall und nirgends. Mich faszinieren die besonderen Naturerscheinungen, wie Felsformationen, Wasserläufe und die Art und Weise, wie Pflanzen in der Landschaft zusammen stehen. Mich inspirieren auch die Architektur, eine Stadtsilhouette und die industrielle Entwicklung. Ich finde meine Inspirationen an völlig unerwarteten Stellen. Man kann durch Fotos, Bücher, den Einsatz von Formen und Farben in der Kunst oder einfach durch das Reden mit jemandem, der von etwas sehr begeistert ist, auf neue Ideen kommen. Das Wichtigste dabei ist, dass man es aufschreibt oder ein Foto mit dem Smartphone davon macht, damit man später noch einmal darauf zurückgreifen kann.

Was sind die größten Trends für Gärten 2015?

Die größten Trends haben mit dem wachsenden Umweltbewusstsein zu tun. Zum Beispiel die Verwendung nachhaltiger Materialien, aus regionaler Herkunft oder recycelt. Ganz allgemein gehören Gärten hierzulande zum wichtigsten natürlichen Lebensraum. Solche Räume zu schaffen für Vögel und kleine Säugetiere, mit Nahrungspflanzen für bestäubende Insekten wie Bienen und Schmetterlinge ist von entscheidender Bedeutung. Andere Tendenzen, deren kontinuierliche Weiterentwicklung ich beobachte, sind der Erhalt natürlicher Ressourcen wie die Schaffung von Regengärten, eine Bepflanzung, die Trockenheit verträgt, und die Gestaltung grüner Wände. Auch der Gestaltung der Vorgärten wird immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird dafür plädiert, sie nicht mehr mit Beton oder Platten zu versiegeln, um dort Parkplätze einzurichten. Halten Sie die Verbindungsstücke zwischen den Fliesen trocken oder verwenden Sie feinen Kies damit das Wasser versickern kann und legen Sie Beete an, in denen Regenwasser nach und nach ablaufen kann. Das hilft auch Überschwemmungen vorzubeugen.

Great Garden Design

 

Welcher der Gärten in Ihrem Buch ist Ihr Favorit?

Das ist eine schwierige Frage. Die Elemente, die ich schätze, sind in mehreren Gärten zu finden. Ich mag den theatralischen Lichteinfall in den Entwürfen von Andrew Fisher Tomlins (Seite 14 und 80), den Chic der Stadtgärten von Charlotte Rowe (Titel, Seite 25 und 80), die natürliche Bepflanzung von Tokache, dem Millennium Landschaftspark in Japan, der von Dan Pearson angelegt wurde (Seite 13 und 44) und die Graslandschaften des Gestalterteams von Acres Wild (Seite 42 und 97). Wenn ich mich dann doch für einen entscheiden soll, dann wird es der bemerkenswerte, fließende Entwurf den Ian Kitson für Foller's Manor in Sussex gemacht hat, unterstützt durch die inspirierte Bepflanzung von Julie Toll. Der bogenförmige Steg über das Wasser ist sehr feingeistig (Seite 51, 73 und 116).

Was ist für Sie wichtiger, wenn es um die Gartengestaltung geht: Form oder Funktion?

Die Funktion. Gärten sind Orte, in denen und mit denen man lebt. Sie entwickeln sich mit der Zeit, je nachdem wie die Pflanzen wachsen, die Materialien altern und verwittern und auch der Geschmack und die Wünsche des Eigentümers verändern sich. Das Gefühl für die Form ist sicher auch wichtig, weil dabei eine ästhetische Linie entsteht, die dem Garten Gestalt verleiht. Die Form kann eingesetzt werden, um den Entwurf in verschiedene überraschende Richtungen zu lenken, von den fundamentalen Kernelementen bis hin zu den ausgesuchtesten Details. 

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