Ein Spiel mit Proportionen, Farben und Schatten
„Ich fotografiere das ganze Jahr über einzelne Blumen in verschiedenen Blühstadien. Anschließend kann ich daraus zu jedem gewünschten Zeitpunkt ein digital komponiertes Blumenstillleben anfertigen. Frühlingsblumen können so mit anderen Blumen oder Früchten, wie Beeren, kombiniert werden, die im Herbst verfügbar sind. Eine Blume ist dadurch zum Beispiel als Knospe und als Frucht im gleichen Strauß zu finden. Und ich spiele mit den Proportionen, verändere Farben und passe die Schatten an. Wenn man zuerst ein Blumenwerkstück arrangiert und anschließend fotografiert und es dann nicht gelingt, ist die Chance meistens vertan. Digital kann man eigentlich alles nach Belieben arrangieren, um zu einem perfekten Bild zu kommen.”
Stillleben zu Hause arrangieren
„Ich habe meiner Mutter immer ein paar Blumen zum Geburtstag und zum Muttertag geschenkt und selbst immer viel Freude daran gefunden. Das Auge für Blumen war also schon immer da. Aber von Haus aus wurde bei uns nicht viel mit Blumen gemacht, aber umso mehr mit Fotografie. Zu dieser Leidenschaft, ich bin Autodidakt, sind schließlich die Blumenarbeiten hinzugekommen. Ich habe dann irgendwann damit angefangen zu Hause zu fotografieren. Das hatte einen praktischen Grund, da ich als Physiotherapeut gearbeitet habe und kleine Kinder hatte. Wegen der Zeit, die mit zur Verfügung stand, wollte ich mehr im Haus fotografieren. Also habe ich damit begonnen Stillleben zu arrangieren, auszuleuchten und zu fotografieren.”
„Frühlingsblumen können so mit anderen Blumen oder Früchten kombiniert werden, die im Herbst verfügbar sind.”
Tulpen, Anemonen und rote Rosen
„Der Florist aus meiner Nachbarschaft hatte sehr schöne französische Tulpen, Anemonen und rote Rosen, die ich einzeln fotografiert habe. Dabei habe ich ein recht grelles Licht verwendet, das sorgt für einen sehr schönen dramatischen Effekt. Danach habe ich mich hinter den Computer gesetzt und die Bilder mit Photoshop bearbeitet. Das hat mir sofort die Augen geöffnet. Als ich die Close-ups mit der Textur sah, hat es mich gleich so richtig gepackt.”
In der Kunst ist alles möglich
„Ich fotografiere grundsätzlich immer einzelne Blumen. Dabei will ich etwas seltsame Konstrukte zusammenstellen. Das war eigentlich von Anfang an mein Ziel. Wenn man sich alte Stillleben aus dem 17. Jahrhundert ansieht, wurde dabei überwiegend genauso verfahren. Dort wurde auch nicht die Realität abgebildet. Auch die Belichtung und die Komposition entsprachen nicht der Wirklichkeit. Wenn man sich das als Biologe ansieht, meint man: ,Das kann doch nicht sein!‘ "Aber ja doch! In der Kunst ist alles möglich, nicht wahr?“
Die Schönheit der Natur wahrnehmen
„Wenn man sich die Gemälde ansieht, sind dies echte Musterbeispiele für eine natürliche wilde Fülle. Stellen Sie sich vor, was die Menschen damals empfanden, wenn Sie sich so ein Gemälde ansahen! Hier wuchsen Gras und Gänseblümchen. Und nicht beispielsweise diese üppige Fülle von Tulpen. Ich versuche die Wahrnehmung der Menschen aus dieser Zeit, für diese besondere Schönheit, in die heutige Zeit zu übertragen. Und ich möchte, dass die Menschen die Schönheit und die Pracht wieder neu erleben können und die Blumen und die Natur nicht einfach so hinnehmen. Man muss genau hinschauen, welche Schönheit uns umgibt.”
„Ich kam ein Jahr lang alle zwei Wochen hierher, um Blumen, Pflanzen und Früchte zu pflücken, die ich in einem Turmzimmer fotografierte.”
Muiderslot und seine Gärten
„Vom Schloss Muiderslot habe ich einen Auftrag erhalten, um eine Arbeit zum Anlass des zwanzigjährigen Bestehens der restaurierten Gärten anzufertigen. Dazu benutze ich Material aus den Schlossgärten. Also komme ich ein Jahr lang alle zwei Wochen hierher, um Blumen, Pflanzen und Früchte zu pflücken, die ich in einem Turmzimmer fotografiere. In dem Stillleben ist auch das Pantöffelchen und der Ehering von Maria Tesselschade zu finden. Die hat sie hier verloren. Man hat diese Dinge erst kürzlich wiedergefunden und ich habe sie für das Stillleben fotografiert. So enthält die Arbeit Verweise auf Muiderslot, den Muiderkreis und die damalige Zeit.”
Türkische Tulpen
„Ich habe nicht eine Lieblingsblume, sondern mehrere. Eine meiner Favoriten ist die Tulpe. Ich finde auch Dahlien richtig toll. Das sind Blumen mit fast mathematischem Aufbau. Und auch Kaiserkronen gefallen mir sehr gut. Sie sind wirklich großartig. Eine Blume, die in meinen Arbeiten immer wieder auftaucht, ist die türkische Tulpe. Am besten eine richtig spitz zulaufende, denn damit kann man aus fototechnischen Gründen besonders viel anfangen. Ich suche bei Blumen nach bestimmten Formen, die durch meine Beleuchtung außerordentlich interessant werden.“
Ein Strauß aus ausgestorbenen Pflanzen
„Zusätzlich zum Muiderslot-Projekt ,habe ich kürzlich in Bangalore, in Indien, fotografiert. Der Hortus Botanicus in Leiden und andere botanische Gärten arbeiten gemeinsam an einem Projekt, um aussterbende Pflanzenarten zu erhalten. Meine Idee ist es, eine Serie von Arbeiten aus Pflanzen anzufertigen, die in der Natur (fast) ausgestorben sind und aus diesen einen scheinbar völlig normalen Strauß zu gestalten, der aber eigentlich on the edge of extinction (am Rande des Aussterbens) ist.“
Suchen nach der einen Blume
„Ich glaube, dass ich bereit über 10.000 verschiedene Fotografien von Blumen besitze. Ich habe sie bisher nicht kategorisiert. Manchmal bin ich auf der Suche nach einer kleine weißen Blume von der ich weiß, dass sich darin ein kleine Spirale befindet und dann fällt mir ein: ‚Das war irgendwann zu Beginn dieses Projektes‘. Ich bin zurzeit dabei mit anderen Hintergründen zu experimentieren und befasse mich mit mehr surrealistischen Blumenarrangements. Und dann heißt es wirklich nach der einen kleinen Blume zu suchen, bis ich sie gefunden habe. Manchmal entdecke ich dabei wieder andere Überraschungen: ‚Verflixt, die Blume habe ich ja auch noch‘ und ‚Wow, damit muss ich unbedingt etwas machen‘. Das inspiriert mich dann wieder etwas Neues zu beginnen, von dem ich denke: ‚Das ist zu verrückt, das will ich an die Wand hängen‘.“
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